In einer neuen Kolumne der W&V spricht der geschätzte Stephan Schreyer von der Customer Experience und welche Rolle dabei Corporate Podcasts spielen können („Welche Rolle Podcasts für die Customer Experience spielen„) – sein Plädoyer übersetze ich jetzt einfach mal frei in den Ruf, doch bitte relevante Corporate Podcasts zu produzieren, die sowohl in tonaler wie in inhaltlicher Qualität überzeugend sind. Ich kann ihm in all seinen Forderungen folgen, möchte allerdings einen Punkt noch einmal herausstellen: Wie wichtig es ist, wenn man relevante Corporate Podcasts produzieren will, sich vorher darüber klar zu werden, was eigentlich die Strategie ist, die ich mit meinem Unternehmen damit verfolge.
Dass wir in Deutschland einen Podcast Boom erleben, der an die Aufbruchstimmung des privaten Rundfunk Anfang Mitte der 80er Jahre erinnert, ist fast schon eine Binsenweisheit. Diesmal allerdings ist der Motor nicht unbedingt das Bedürfnis des Publikums nach Unterhaltung, sondern eher genau die Unterhaltungsmüdigkeit und der tiefe Wunsch, guten Content zu konsumieren – also zu hören. Hinzu kommt sicher auch ein besonderes Hörerlebnis: Podcasts doodlen selten nebenher, im Gegenteil, die Hörsituation ist größtenteils immens intim: Podcasts werden vor allen Dingen über Kopfhörer auf dem Smartphone gehört – sprich, die Hosts meiner Lieblingspodcasts lasse ich sehr nah an mich ran. Das führt zu besonderen Produktionsanforderungen. Im Überblick bleibt aber ein Wachstumsmarkt, der gerade klassische Medienanbieter vor fast unlösbare Anforderungen stellt, weil er so gar nicht nach den klassischen Regeln funktionieren will – Formate, die Episodenlängen von 8 Stunden haben sind nach allgemeinem Medienwissen ein No Go – aber kreuz erfolgreich!
Kommen wir aber zum Thema: Relevante Corporate Podcasts und mein Wunsch, sich über die Strategie zu unterhalten. Was ist ein Corporate Podcast überhaupt? Nun, zuerst einmal ein Audioformat, das im Auftrag einer wie auch immer gearteten Firma produziert wird. Die Produktion selbst wird einem heute leicht gemacht, auch die jeweilige Distribution ist kein Hexenwerk – da könnte sich geeignetes Firmenpersonal einarbeiten. Aber der entscheidende Faktor bleibt auch hier die kreative Überlegung. Und da bedarf es eines gewissen Sachverstandes:
Wichtige Fragen vor der Erstellung eines Corporate Podcasts
- Wen möchte die Firma erreichen?
- Was ist die Zielvorstellung des Projekts?
- Welche Ressourcen gibt es innerhalb der Firma?
- Was gibt es für Parameter zur Erfolgsmessung?
In einem ersten Strategiegespräch müssen genau diese Fragen beantwortet werden. Am besten ist es, wenn der oder die Beraterin absolut ergebnisoffen in dieses Gespräch geht. Sicher, es gibt immer Lieblingsprojekte, die man oder frau gerne mit dem nächsten Kunden realisieren möchte, aber letztlich ist es absolut legitim, ein Podcast Projekt zu realisieren, das z.B. in 5 Episoden die Geschichte des Unternehmens darstellt. Ja, die breite Relevanz wird ein solcher Podcast nicht erreichen, aber wenn das Ziel des Podcasts Projekts z.B. ist, qualifizierten Bewerber*Innen einen Blick ins vielleicht zukünftige Unternehmen zu geben, ist ein solcher Podcast ein Erfolg, wenn er zwei oder drei potentielle Bewerber*Innen dazu bewegt, eine Initiativ Bewerbung zu schreiben. In diesem Zusammenhang darf nicht vergessen werden, wie wichtig mittlerweile das Hören von Inhalten geworden ist. Eine immer wichtiger werdende Form der Wissensvermittlung.
Es kann aber genau so richtig sein, ein Unternehmen davon zu überzeugen, gesellschaftliche Inhalte zu produzieren und weitestgehend auf ein übermäßiges Branding zu verzichten. So kann es sein, dass ein Podcast eine Hörerschaft erreicht, die primär themenfokussiert ist und über den Podcast eventuell das erste Mal mit der jeweiligen Marke in Berührung kommt. In so einem – gedachten – Fall ist ein sanftes Branding essentiell. Es ist praktisch wie dieser Artikel: Ich gebe mein Wissen weiter für interessiertes Publikum und bringe so eventuell potentielle Kunden auf meine Seite. Das würde ich nicht schaffen mit Selbstbeweihräucherung. Genau so kann eben ein inhaltsgetriebener Podcast für Unternehmen genau das richtige Tool sein – um neue Zielgruppen das erste Mal mit der Marke in Berührung zu bringen, um Bekanntheit zu erreichen o.ä. In diesem Falle muss sich das Projekt sicher an der Reichweite messen lassen.
Für mich ist das erste Strategiegespräch bei Projekten, die relevante Corporate Podcasts produzieren wollen, der Dreh und Angelpunkt für das Gelingen eines solchen Projekts. Wer hier nicht genau arbeitet, setzt die falschen Voraussetzungen und muss sich darauf einstellen, an einem späteren Punkt nachjustieren zu müssen – was im Zweifel, viel Zeit, Energie und damit Geld kostet.
2 Gedanken zu „Relevante Corporate Podcasts“